ARTIKEL LUZERNER ZEITUNG

Herzlichen Dank Andreas Fässler von der Luzerner Zeitung. Mal wieder ein Artikel der besten Journalismus darstellt.
Und so wie der Name der Ausstellung RÖMER + RÖMER — «STRAIGHT TO THE POINT» bringt auch er es immer wieder auf den Punkt!

Mittwoch, 14. April 2021

Piazza

Punkt für Punkt zur Abstraktion

Das Berliner Künstlerpaar Römer+Römer sucht sich für seine Arbeit Menschen in individuellem Setting. In der Zuger Galerie Urs Reichlin sind fotografierte Motive zu sehen, die in ihre Einzelteile zerlegt und in Öl auf Leinwand übertragen worden sind.

Andreas Faessler

Beim flüchtigen Blick aus der Distanz meint man, es mit Foto- grafien zu tun zu haben, doch sind solche lediglich die Grund- lage im aussergewöhnlichen Werk von Nina und Torsten Rö- mer. Das Berliner Künstlerpaar analysiert eine Vielzahl digitaler Kameraaufnahmen eines ganz bestimmten Sujets, erörtert de- ren Beschaffenheit sowie Struk- turen eingehend und überträgt das abgelichtete Motiv in Form von unterschiedlich grossen Farbflächen und Abertausender Punkte in Ölfarbe auf Leinwand. Die Gemälde der beiden sind mehrheitlich grossformatig, ei- nige monumental von bis zu sechs Meter Länge.

Ein solches plus eine weitere feine Auswahl an repräsentati- ven Werken zeigt aktuell die Ga- lerie Urs Reichlin in Zug. Bereits seit 1998 arbeiten Römer+Rö- mer als Paar. Kennen gelernt ha- ben sich der deutsche Torsten Römer und die gebürtige Russin Nina Tangian während ihres Stu- diums an der Kunstakademie Düsseldorf. Beide besuchten dort die Meisterklasse von Ralf Winkler alias A.R. Penck (1939– 2017). Seit über 20 Jahren leben und arbeiten sie in Berlin und ha- ben sich neben der Malerei auch mit digitaler Kunst, Grafik sowie Performance einen Namen in der Szene gemacht. Die künstle- rische Auseinandersetzung mit der Geschichte und davon insbe- sondere mit derjenigen Berlins prägte ihr schöpferisches Profil mit. Sie waren seit Anbeginn scharfe Beobachter der urbanen Szene, legten ihren Fokus primär auf die Räume der jüngeren Ge-

Die meist grossformatigen Ölgemälde von Torsten und Nina Römer entstehen durch eine ausgefeilte Technik.Bild: Matthias Jurt (Zug, 8. April 2021)

Bild konkretere Züge an, bis es sich schliesslich in seiner ganzen Gegenständlichkeit nahezu foto- realistisch zurück manifestiert.

Ein besonderes Merkmal sind die eindrücklichen Lichtef- fekte: Manche Elemente er- scheinen wie eine eigenständige Lichtquelle, respektive als wären sie – von einem unsichtbaren Scheinwerfer angestrahlt – ge- zielt als visueller Fixpunkt inner- halb des Gemäldes erkoren. Die- se Effekte werden erreicht, in- dem helle Farben akribisch in lasierenden Schichten überein- andergelegt werden. Und immer dient schliesslich der Punkt als probates Mittel, die entspre- chende Endwirkung im Detail zu erzielen. Diese soll nicht zwin- gend absolutes 1:1-Abbild der zu- grunde liegenden Fotografien sein, sondern die beiden neh- men sich heraus, Details hinzu- zufügen oder mit der Schärfe in ausgewählten Bildausschnitten zu variieren, indem sie die Punk- te grosszügiger anordnen, was den Bildern zuweilen eine ge- steigerte Dynamik verleiht.

Die Ausstellung «Straight to the point» in der Zuger Galerie ist die erste Einzelausstellung des international tätigen Künst- lerduos in der Schweiz. Bis und mit 29. Mai werden hier knapp 20 Ölgemälde von Römer+Rö- mer gezeigt – im Rahmen eines grosszügigen Hängungskon- zeptes, welches dem Betrachter viel Platz für das Erleben jedes einzelnen Werks gewährt.

Hinweis

Römer+Römer, «Straight to the Point», Galerie Urs Reichlin, Baa- rerstrasse 133, Zug. Ausstellung bis 29. Mai, www.ursreichlin.com.


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